Yoga und Vertrauen
Als Maja mich gefragt hat, ob ich für September einen Beitrag für ihre foxi Rubrik Stories & Letters schreiben würde, dachte ich im ersten Moment – ok, jetzt muss ich mir was ganz Anspruchsvolles/ Intellektuelles/ Spirituelles einfallen lassen – öhm, naja, wer schon in meinen Stunden war, der weiss, dass ich Themen rund ums Yoga gerne so verpacke, dass sie – ich sag mal – alltagstauglich sind, und das gelingt mir nur dann, wenn ich sie selber verstanden habe und was damit anfangen kann.
So war das Thema dann auch relativ schnell klar für mich – Vertrauen und Hingabe. Fehlendes Vertrauen in mich selbst, das, was ich kann, in Andere, das große Ganze, etwas, das mich definitiv schon immer umtreibt. Zudem bin ich Jemand, der gerne die Kontrolle hat, auch eine Folge von fehlendem Vertrauen. Als Yogini weiss ich mittlerweile natürlich, dass Kontrolle nur Illusion ist, und dennoch, wenn ich zum Beispiel unterwegs bin frage ich mich, läuft Zuhause Alles nach Plan, meinem Plan wohlgemerkt 😉 ? Ich plane gerne lange im Voraus und Umkehrhaltungen sind meine Nemesis, denn ein Kontrolli findet es komisch, wenn die Welt plötzlich kopfsteht. Ich muss mich immer wieder auf meine Basis fokussieren, mein Fundament, meine innere Stabilität.
Dem gegenüber steht allerdings mein Glaube, nicht zwangsweise
der Glaube an einen bestimmten Gott oder eine Religion, aber der feste Glaube daran, dass
da etwas Größeres ist, etwas Tiefgreifenderes, ein (innerer) Zufluchtsort, etwas, das alles Leben verbindet. Im Yoga nennt man das Isvara Pranidhana, die Hingabe an eine höhere Macht, das Leben so wie es gerade ist, mit all seinen Höhen und Tiefen annehmen.
Dabei geht es überhaupt nicht darum, debil grinsend Alles toll zu finden, sondern darum, nicht mit Allem zu hadern, was wir nicht verstehen, nicht ändern und nicht kontrollieren können.
Es geht darum, unser (Ur)-Vertrauen zu stärken, auch um Akzeptanz und Loslassen, um mehr inneren Frieden.
Und gerade in diesen Zeiten, die uns noch deutlicher zeigen, was wir eigentlich eh schon wissen, nämlich dass im Grunde nichts sicher, nichts kontrollierbar und wirklich planbar ist, ist Isvara Pranidhana noch wichtiger für mich geworden, ja, wirklich mein Anker – und dann merke ich, dass da, dank Yoga, doch ganz schön viel tiefes Vertrauen, auch in mich selbst, ist.
Es ist ok, Angst zu haben, sich überfordert und unsicher zu fühlen – gerade jetzt. Umso wichtiger ist es aber, dass wir uns immer wieder auf unseren inneren Kompass besinnen, auf unsere vollkommen individuelle Verbindung zu etwas Größerem.
Die Yogamatte ist dafür ein ganz wunderbarer und sicherer Ort, hier kannst Du all das im Kleinen üben. Herausfordernde Haltungen zum Beispiel stellvertretend für die Herausforderungen im Alltag ansehen – und genau hier dann offen sein für Vertrauen und Hingabe an das, was ist, ausserdem Kontrolle abzugeben und Loszulassen.
In diesem Sinne – vielleicht bis bald auf der Matte <3