Dana Sertel

The Secrets we keep inside

YS 1.11 – Anubhūta visayāsampramosah smritih

Memory (Smrti) is the calling up or retaining of past experiences.  “It is our non-ability to let go of past things that causes memory”

Alles was wir erleben & tun hinterlässt eine Spur in uns. Das Gesetz von Ursache und Effekt trifft immer zu – ohne Ausnahme. Die Yogis nennen dieses Prinzip Karma. Die Spur oder Abdrücke werden Samskaras genannt, welche unser Leben ziemlich genau nachzeichnen. Einige davon werden größer und tiefer sein, andere kaum wahrnehmbar. Fragt man jemanden was die 3 wichtigsten Ereignisse seines Lebens bisher waren, nennt die Person höchstwahrscheinlich Daten an denen entweder jemand geboren wurde, gestorben ist oder eine andere tiefgreifende Veränderung eingetreten ist. 

Dass die Ereignisse unseres Lebens einen Abdruck hinterlassen ist uns nicht immer bewusst. Wir können hier unterscheiden zwischen bewussten und unbewussten Erinnerungen. Bewusste Erinnerungen sind solche, die wir gezielt abrufen können und auch wieder ablegen. Unbewusste Erinnerungen lassen sich nicht so einfach steuern. Oft glauben wir etwas sei vollkommen verschwunden, weil es nicht mehr jeden Tag in unseren Gedanken ist. Manche Ereignisse aber wurden zu unserem Schutz von unserem Bewusstsein nach unten geschoben. Zum Beispiel, weil wir in der Situation die Konzentration für etwas anderes benötigen oder wenn uns etwas schmerzhaftes widerfährt und wir dies in dem Moment noch nicht komplett begreifen können. Ein Ereignis, welches uns dann später verfolgt und einschränkt in irgendeiner Form nennen wir Trauma.

Der Körper hat alle Ereignisse und die damit verbundenen Gefühle und Emotionen abgespeichert. Vielmehr noch – er lernt auf bestimmte Ereignisse zu reagieren. Entweder mit einer Schutzreaktion oder auch übersteigerter Euphorie. Ängste sind eine erlernte Reaktion auf bestimmte Auslöser. Hier funktioniert der Körper wie eine Art Festplatte, die bestimmte Informationen abrufen kann. Erinnerungen, die lange vergessen waren können durch einen Ton, einen Duft oder ein Wort schlagartig zurückkommen. Gute und weniger gute. 

Die Auslöser werden auch Trigger genannt. Ein Signal, das eine Reaktion erzeugt. Der entscheidende Punkt liegt hier in unserem Nervensystem. Wenn unsere schmerzvollen Erinnerungen getriggert werden, sendet unser Nervensystem genau die gleichen Signale durch den Körper wie in der Ur-Situation und macht es uns in diesem Moment fast unmöglich da einen distanzierten Blick zu behalten. Das große Ganze im Blick behalten erscheint schier unmöglich wenn man sich gerade inmitten eines emotionalen Ausbruchs befindet. Die Ratio würde sagen “ist doch nicht so wild, du weißt, dass sich alles wieder beruhigt.” – Die Gefühle fahren aber eine emotionale Achterbahn mit uns aus der wir kaum rauskommen. 

Wie kann man dem achtsam begegnen? Die Yogapraxis kann an vielen Punkten ansetzen. 

Ganz besonders an unserem Nervensystem, dem feinstofflichen Körper, den wir alle in uns tragen – auch pranayama kosha genannt. Die Schicht der Lebensenergie. Unser Wohlbefinden lässt sich nicht auf einen einzelnen Punkt reduzieren. Echtes Glücklichsein kann kaum einer an einer Stelle im Körper oder einer bestimmten Laune verorten. Es geht bei der Suche um Glück immer um das Zusammenkommen von Körper, Geist und Seele – eine Ausbalancierung, die zu einem Zustand von Zufriedenheit und Glück führt.

Eddie Stern sagt in seinem Buch “One Simple Thing”, dass es erstaunlich ist wie Menschen mit verschiedensten Leiden in eine Yogaklasse gehen können und sich danach besser fühlen. Die Praxis wirkt so auf das Nervensystem – über Atmung und Wiederholung, dass sich der Körper wieder in den Heilungsweg begibt. Ein überaktiver Nervenapparat (Angstzustände und Nervosität) kann sich so wieder ausgleichen. Eine mangelnde Aktivität (Depression, Lethargie) wird durch kontinuierliche Praxis in einen Zustand von erneuter Aufnahmefähigkeit gebracht. Dieser Mechanismus ist das besondere an Yoga und ähnlichen achtsamkeitsorientierten Praktiken und kann – wenn mit qualifizierten Lehrern und evtl. Therapeuten angewendet – sehr heilsam sein.

Doch auch abseits von extremen Gefühlssituationen bringt das kontinuierliche Üben einen Zugang in den Bereich unserer innewohnenden Gelassenheit, die es uns erlaubt dem Leben mit einer spielerischen Haltung zu begegnen.